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Flugplatz Purkshof – EDCX


Nicht nur fliegende Besucher der Großveranstaltung „Hanse-Sail“ wissen den kleinen Sonderlandeplatz Purkshof östlich von Rostock zu schätzen: Auf dem Gelände mit seinen zwei Grasbahnen ist man das ganze Jahr über willkommen

Von Redaktion

In der AIP VFR steht bei Purkshof hinter Betriebszeiten zwar „PPR“, wer sich davon aber nicht abschrecken lässt, merkt schnell: Hier bekommt man ganzjährig (fast) immer jemanden an die Strippe – und damit die Zusage, dass man auf dem Platz vor den Toren Rostocks freundlich empfangen wird. Die Hansestadt liegt gerade mal acht Kilometer entfernt, perfekt für einen Wochenendurlaub oder einen Tagesausflug an die Ostsee. Beispielsweise zur Hanse-Sail am zweiten Augustwochenende, die jährlich mit ihren 300 Museumsschiffen und Seglern über eine Million Besucher anlockt. Wer dieses Schauspiel oder auch einfach nur das maritime Flair der Hansestadt genießen will, trifft mit dem kleinen Flugplatz Purkshof eine bessere Wahl als mit dem internationalen Flughafen Rostock-Laage.

Dieser Airport liegt weit außerhalb der Stadt, zudem sind die Lande- und Abstellgebühren in Purkshof deutlich niedriger. Deshalb nutzen inzwischen auch viele Geschäftsleute mit eigener Maschine den Grasplatz mit familiärer Atmosphäre. Piloten, die den Platz zum ersten Mal anfliegen und nach der Landerichtung fragen, erleben meist eine Überraschung, wenn sie die „27“ zugewiesen bekommen. „27“? Erstauntes Nachfragen sind die Flugleiter bereits gewohnt: In der offiziellen Anflugkarte ist nur „04/22“ eingetragen. Allerdings gibt es auch die alternative Piste: 40 Meter breit und gut markiert, kreuzt diese Bahn die offiziell veröffentlichte Runway. Nach der Landung erfährt man, dass die 650 Meter lange „09/27“ als zweite Grasbahn genehmigt und in gutem Zustand, aber eben nicht in der AIP eingezeichnet ist.

Purkshof: Perfekt, um das maritime Flair der Hansestadt zu genießen

Sie wollen das Wochenende direkt am Platz verbringen und haben die Campingausrüstung dabei? Schlagen Sie Ihr Zelt unter der Fläche auf, daran stört sich niemand. Allerdings sollten Sie etwas Verpflegung mitnehmen – im Vereinsheim bekommt man zwar Kaffee und Kuchen, aber es gibt kein Restaurant oder Bistro. Ein bisschen ist hier noch der morbide Charme der ostdeutschen Vergangenheit selbst 17 Jahre nach der Wende zu spüren – aber schließlich entstand der Platz auch zu tiefsten Ost-Zeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg stiegen zunächst nur Modellflugzeuge in den Himmel, 1950 wurde die Interessengemeinschaft Segelflug gegründet. In der neu entstandenen „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST) der DDR förderte man den Segelfliegerclub sogar von Seiten des Staates. Ausbildung und Fliegen kosteten damals nur Pfennigbeträge – allerdings ausschließlich für „linientreue“ Flieger.

In der DDR förderte man den Segelfliegerclub Purkshof sogar von Seiten des Staates

Auf dem Gelände wurde ein Backsteinhangar, Werkstätten, Unterkünfte, Büro- und Unterrichtsräume sowie die Flugleitung errichtet. 1958 begann die Motorflugausbildung mit zwei Yak-18. Bald darauf integrierte man das Segelfliegen in die „Vormilitärische Ausbildung“, 1963 übernahmen dann die Marineflieger der Nationalen Volksarmee den Platz. Die Rostocker Piloten mussten in Güstrow und später in Stralsund fliegen. Mit der Wende gelang es ihnen, das ehemaliges Eigentum der GST übereignet zu bekommen.

Zwar wurde der Flugplatz zunächst von der Bundeswehr übernommen, 1990 übertrug man ihn aber dem neu gegründeten Fliegerclub Rostock. Heute hat der Verein 160 Mitglieder, für die mehrere clubeigene Motor – und Segelflugzeuge sowie Motorsegler bereit stehen. Um den Nachwuchs zu fördern, gibt es sogar Projektwochen, in denen Schulklassen mit ihren Lehrern eine Woche lang auf dem Flugplatz wohnen, dort Flugtechnik und -physik lernen und natürlich auch mitfliegen dürfen. Eine UL-Vereinigung und eine Modellbaugruppe haben in EDCX ebenfalls ihre Heimat. Dass hier eine riesige Begeisterung für die Fliegerei herrscht, ist überall spürbar. Und so vergisst mancher Pilot sogar den ursprünglich geplanten Ausflug zur Ostsee, um das familiäre Ambiente an diesem besonderen Grasplatz länger zu genießen.

Purkshof – Tipps und Infos

  • So kommt man hin: Der Grasplatz liegt direkt neben Bundesstraße 105 und einer Eisenbahnlinie etwa fünf Nautische Meilen nordöstlich von Rostock. Neben der Hauptlandebahn „04/22“ kann – falls kein Segelflug stattfindet und der Wind es zulässt – auf Anfrage auch auf der kürzeren „09/27“ gestartet und gelandet werden, obwohl diese nicht in der AIP verzeichnet ist. Auf Segler achten! Der Platz ist PPR-pflichtig – vorher also kurz anrufen.
  • Unterkunft: Als nagelneues Hotel mit großem Wellnessbereich entstand die Yachthafenresidenz „Hohe Düne“ in Rostock- Warnemünde, www.yhd.de
    Nostalgie ist im Hotel „Neptun“ erlebbar. Das Hotel-Hochhaus war bereits zu DDR-Zeiten überregional bekannt und präsentiert sich ab Ende März frisch renoviert, www.hotel-neptun.de
    Mehr Infos und Zimmernachweise bei Rostock Tourist-Information, Neuer Markt 3, 18055 Rostock, Telefon 03 81/3 81 22 22, E-Mail touristinfo@rostock.de
  • Aktivitäten: Zur Hanse-Sail – in diesem Jahr von 9. bis 12. August – kommen rund eine Million Besucher in die Hafenstadt. Wer in dieser Zeit ein Zimmer will, sollte unbedingt vorbuchen. Die Hansestadt und die nahe Ostsee bieten aber das ganze Jahr über vielfältige Freizeitmöglichkeiten. Mehr Infos unter www.rostock.de

Text: Judith Preuß, fliegermagazin 3/2007